Faszination Hornet

    Von Cars&Details
BACKGROUND STORY

Stich mitten ins Herz! Ein Testbericht

2024 feiert der Hornet von Tamiya seinen 40. Geburtstag. Grund genug für Tamiya, dies mit einem Sondermodell – dem Hornet-EVO - ausgiebig zu feiern. 
Auf den ersten Blick sieht man das gewohnte Einsteigermodell von 1984. Doch der Bausatz wurde komplett neu gezeichnet. 
Lediglich die Chassiswanne stammt noch vom Original. Los geht’s! Wir schauen den Hornet-EVO einmal genauer unter die schöne Polykarbonat-Haut. 

Das Urmodell der Hornet war ein sogenannter 2WD Starrachs-Buggy. An der Hinterachse werkelte eine pendelnd aufgehängte Starrachseinheit und eine einfache Vorderachse, welche beim Einfedern extreme Sturzveränderung hatte. Beim Bausatz des Hornet-EVO wurde alles um die klassische Chassiswanne neu konstruiert. Für Tamiya-Verhältnisse ist die Ausstattung des Kit sehr großzügig. Dem Bausatz liegen vier CVA-Öldruckstoßdämpfer, sieben Spurstangen mit Rechts-/Linksgewinde und 20 Kugellager bei! 

 

Das komplette Getriebe stammt vom DT-02 Chassis, mit einem robusten Kegeldifferenzial und groß dimensionierten Zahnrädern.  Stahlknochen übertragen die Motorkraft an die Räder. Ebenfalls vom DT-02 sind die hinteren Radträger, die aber von neu designten unteren Querlenkern geführt werden. Der Sturz ist hier stufenlos einstellbar. Ebenfalls neu sind drei Rahmenteile, welche die Hinterachseinheit mit der Original-Chassiswanne verbinden. 

Die neue Vorderachseinheit möchten wir an dieser Stelle mit Bewunderung und Lob an die Designer aus Shizuoka vermerken. In dem recht begrenzten Platz im vorderen Teil der Chassiswanne wurde eine neue Vorderradaufhängung mit Doppelquerlenkern eingepflanzt. Noch dazu wurde eine ausgeklügelte und sechsfach kugelgelagerte Lenkung integriert. Die Achsschenkel und C-Hubs sind wieder dem DT-02-Chassis entliehen und werden mit den einstellbaren Spurstangen am Chassis verbunden. Den oberen Dämpferaufnahmen wurden zusätzliche Verstärkungen spendiert. Auch die CVA-Öldruckstoßdämpfer sind Tamiya-Fans wohlbekannt und beruhigen sicherlich das Fahrverhalten des Hornet-EVO. 

  

Die Bereifung des Buggys entspricht die des Ur-Hornet. Auf jeweils dreiteiligen Beadlock-Felgen befestigt man an der Vorderachse Rillenreifen, während die Hinterräder mit Spikesreifen mit hohem Grip ausgestattet sind. Die klassischen Felgenmitnehmer an der Hinterachse können gegen beiliegende Kunststoffadapter ausgetauscht werden, um die Möglichkeit zu haben, moderne Felgen mit 12 Millimeter Sechskantaufnahme zu verwenden. 

  

Die klare Karosserie wurde im vorderen Bereich etwas an die neue Vorderachse angepasst. Sehr schön ist auch die schon ausgeschnittene Windschutzscheibe und die sechs Ausfräsungen im Bereich davor. Tamiya spendierte hier einen leicht überarbeiteten Dekorbogen für die EVO-Version. Die ursprünglichen geraden Zierstreifen haben ein leichtes Flammendesign und eine Wagennummer zum 40. Jahrestag der Markteinführung der Hornet erhalten. 

Baukasten mit 20 Kugellager!

Weniger Bumpsteering. Der C-Hub wurde um 180° gedreht und der Kugelkopf Achsschenkel nach unten

Das DT-02-Getriebe wird mit 3 neuen Rahmenteile mit der Original-Chassis-Chassiswanne verbunden

Die neue Vorderachse des Hornet-EVO von der Unterseite betrachtet

Dieser Hornet-EVO wurde mit allerlei optionalen Tuningteile versehen und so sieht man eben viel Blausieht

Dem Hornet-Evo Bausatz liegt ein 540er-Elektromotor und ein Hobbywing-Fahrtenregler bei. Weiter benötigtes Zubehör sind eine Fernsteuerung mit Empfänger, ein Lenkservo, ein Fahrakku, ein Ladegerät sowie Farbe für Polycarbonatkarosserien. 

  

Der Zusammenbau eines Tamiya-Hornet-Modells geht eigentlich immer recht zügig voran. So ist es auch in diesem Fall. Wer sich allerdings für ein Hornet-EVO-Modell entscheidet, hat sicherlich schon eine lange Modellbaukarriere hinter sich und möchte sich diesen besonderen Buggy nach dem eigenen Gusto aufbauen. Dies trifft auch für den Autor dieses Artikels zu. So wurden sämtliche Kreuzschlitzschrauben gegen M3-Linsenkopfschrauben mit Innensechskant ausgetauscht. Nachdem im Internet auch schon die ersten TRF-Umbauten zu sehen waren, hat unser EVO-Modell noch ein paar blaue Teile aus dem Zubehör spendiert bekommen. Die an sich guten CVA-Öldruckstoßdämpfer wurden gegen Aluminium-Versionen ausgetauscht. Dem optionalen Torque-Tuned-Motor wurde ein Alu-Kühlkopf spendiert. Auch die Hinterräder erhielten Aluminium-Aufnahmen. Daheim steht der EVO auf den Serienrädern, aber im Fahrbetrieb werden moderne Radsätze gefahren. 

Tuning:

Hornet-EVO Hopup Parts

 

Serienmäßiges Hornet-EVO Chassis

RS-540 Torque-Tuned #54358

HIGH TORQUE SERVO SAVER #51000

Radmitnehmer ALU #53913

Motorritzel-Set 18/19Z #50355

DT-02 Alu Motorkühlkörper #53831

Alu 5-Punkt Felgenmitnehmer #225043

Radmuttern Alu #53159

DT-02 Alu. Servohalterung #54397

Die Hinterachse mit optionalen Stoßdämpfern und Alu-Radmitnehmer

Fahrtest

Womit soll man nun den Hornet-EVO vergleichen? Dem klassischen Urhornet oder einem modernen Buggy. Natürlich fährt unser aufgebrezelter Hornet-Evo deutlich ruhiger im Gelände als sein Vorgänger. Der Einsatz einer Vierfach-Einzelradaufhängung verbessert die Fahrleistung spürbar. Wir haben allerdings die Einhängungspunkte an der Vorderachse verändert, um das lästige Bumpsteering zu eliminieren. Der EVO hat jetzt eine Heckrotor-Konfiguration bekommen. Die Gewichtsverteilung ist dadurch deutlich nach hinten gewandert, was dem Buggy mehr Traktion auf die Hinterachse bringt. Allerdings ist der Radstand mit 251 Millimeter bei beiden Buggys der Gleiche. Je nach Untergrund werden verschiedene Reifen gefahren. Und ja – wir hatten mit dem Hornet-EVO Spaß ohne Ende. Darauf kommt es hier wohl am meisten an. 

Fazit

Wer sich einen Hornet-EVO kauft, hat sicherlich schon eine emotionale Bindung zu dem Modell aufgebaut. Siehe Faszination Hornet. Das Bauen und Tunen machen bei diesem kleinen Buggy richtig Spaß. Der Autor schaut sich den fertigen Wagen einfach immer wieder gerne an. Und es kommen dann gleich wieder neue Ideen auf, was man noch ändern könnte. Tamiya ist mit dem Hornet-EVO der berühmte Stich mitten ins Modellbauerherz gelungen. Es ist ganz einfach. Einmal Hornet heißt immer Hornet, oder wie steht es noch auf dem Heckflügel: „Anytime Baby!“  

Faszination Hornet

Der Tamiya Hornet ist wahrscheinlich eines der kultigsten und meistverkauften RC-Buggy überhaupt. Er wurde erstmals am 9. Oktober 1984 veröffentlicht und über einen Zeitraum von acht Jahren bis 1992 verkauft. In der Reihenfolge der ersten 100. Tamiya RC-Modelle war der Hornet das 45. Modell, das herausgebracht wurde. 

Aber welche Faszination steckt hinter diesem erfolgreichen Konzept? Das Erste, was man von einem Tamiya-Modell früher im Modellbaushop sah, war der große, weiße Verpackungskarton mit einer höchst dynamischen Grafik vorne drauf. Damit zogen die Japaner schon einmal die Blicke auf ihre Modelle. Der Hornet schließlich war die Tuning-Variante des beliebten Einsteigerbuggys Tamiya Grasshopper, der ebenfalls 1984 erschienen war. Auch sah er deutlich aggressiver aus, war klar schneller dank größerem Motor. Der Grasshopper hatte einen 380er-Motor und der Hornet einen 540er-Motor. Er hatte das bessere Fahrwerk bedingt durch hintere Öldruckstoßdämpfer. Er hatte die griffigeren Reifen und einen niedrigeren Schwerpunkt dank leichter Polykarbonat-Karosserie.  

Das hieße, damals war man unter den vielen Grasshopper-Modellen mit einem Hornet der Chef im Ring. Der Hornet war für viele Jugendliche und Kids der GTi unter den Einsteigerbuggys. Ein Siegerfahrzeug.  Das unterstreicht auch die Namensgebung dieses Charakterautos. Viele Buggys aus der Zeit wurden von Tierkonzepten inspiriert. Die Hornisse mit ihrem schwarz-gelben Karosseriedesign signalisierte Aggressivität und der Slogan auf dem Heckflügel „Anytime Baby“ symbolisierte Zuversicht und Selbstvertrauen. Das war natürlich alles Stoff, aus dem Kinderträume gemacht wurden. 

Im Jahr 2004 erschien die Wiederauflage des Hornets bei Tamiya und ist seitdem wieder fest im Standart-Sortiment der Japaner. Das heißt, mit Unterbrechung wird dieses RC-Modell über 28 Jahren aktiv verkauft. Auch gab es immer wieder einmal Sondermodelle von Tamiya. Im Jahr 2012 war es der Hornet von Jun Watanabe (58527) und im Jahr 2018 gab es das Sondermodell der Hornet Supreme (94211) der New Yorker Marke „Supreme“. Die Unterschiede der Supreme lagen in den flammenden Aufklebern und schwarzen Rädern. Offensichtlich wurde das Dekordesign der EVO-Version von der Supreme-Hornet inspiriert. 

Im Jahr 2024 haben die Designer zum 40-jährigen Jubiläum den Tamiya Hornet-EVO präsentiert. Rund um das Original-Chassis wurden all die Ideen und Träume verwirklicht, welche sich Generationen von Modellbauern wohl immer wieder mal ausgemalt hatten. Jedes Bauteil wurde überarbeitet oder neu designt. Lediglich der Rammer und die Chassiswanne wurden nicht verändert. Allerdings steht noch auf der Chassiswanne: 1984 Grasshopper. Und so schließt sich wieder der Kreis. 

 

Text: Thomas Peter 

Fotos: Thomas Peter + Werk

Cars and Details Ausgabe 06/2024

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vor 1 Monat